Strength & Honour - Schlachtberichte

Hier veröffentliche Berichte von einigen meiner Schlachten, die ich mit dem Regelwerk Strength & Honour ausgefochten habe. Ich hoffe, die Berichte transportieren die Spannung und Dramatik der Schlachten gut, auch für diejenigen, die mit dem Regelwerk nicht vertraut sind  


Late Republican Roman vs Pontic/Mithridatic
26.01.2024

Am 26. Januar 2024 trafen die gewaltigen Heere der Römischen Republik und des unabhängigen kleinasiatischen Königreichs Pontos aufeinander. 

Rainer führte die pontischen Truppen ins Feld, ich kommandierte die römische Armee. Punktemäßig waren beide Armeen exakt gleich stark, die römische Armee beinhaltete aufgrund ihrer besseren Qualität aber eine Einheit weniger.

Es begegneten sich ungefähr ca. 20.000 Mann pro Seite an diesem Tag auf dem Schlachtfeld. Und zwar auf einem absolut ebenen Schlachtfeld, denn da wir beide noch Anfänger in dem Regelwerk sind, wollten wir das Spiel diesbezüglich möglichst einfach halten (abgesehen davon, dass überwiegend "geländelose" Schlachtfelder historisch tatsächlich häufig waren).

(Deployment)

(DEPLOYMENT) Und so marschierten die Truppen, Einheit für Einheit zwischen den Kontrahenten alternierend, auf. Die Römer positionierten - dem klassischen Muster folgend - ihre vier Legionen im Zentrum (eine unerfahrene, zwei erfahrene und eine mit Veteranenstatus), rechts flankiert von den Auxiliartruppen, die, als Reserve im Rücken, von einer Einheit Plänkler unterstützt wurden. Auf dem rechten Flügel stand die leichte Kavallerie, auf dem linken Flügel, mit einer beachtlichen Lücke zwischen der Infanterie, nahm die reguläre Kavallerie Aufstellung. Der General stationierte sich (hier abweichend vom klassischen Schema) bei der äußersten linken Legion, die am schwächsten war und nur aus unerfahrenen Rekruten bestand. Hier würde er vermutlich am Meisten zur Stärkung der Moral beitragen können.

Die Armee der Pontier nahm gegenüber den Römern in einer ununterbrochenen, langen Linie Aufstellung. Ihr rechter Flügel (aus ihrem Blickwinkel) bestand ganz außen aus einem Verband regulärer pontischer Kavallerie, hinter der eine Einheit Thureophoroi (vergleichbar den römischen Auxiliartruppen) stand. Daneben positionierten sich die leichten berittenen Bogenschützen in vorderer Reihe, mit den furchteinflößenden Kataphrakten, den schweren Panzerreitern, dahinter. Im Zentrum formierten sich die sog. Imitations-Legionen, drei an der Zahl, die ihren römischen Kontrahenten in Ausrüstung und Taktik nacheiferten, es an Qualität und Ausbildung aber nicht mit den erfahreneren Römern aufnehmen können. Unterbrochen wurde diese Linie von einer Einheit Bogenschützen, hinter die sich eine zweite Kataphrakten-Abteilung stationierte. Auf dem linken Flügel schließlich stand, die Kameraden auf dem rechten Flügel spiegelnd, eine zweite Einheit regulärer pontischer Kavallerie. Der General begleitete die Kataphrakten auf dem rechten Flügel, was sie noch mächtiger machte.

Die Generäle verteilten ihre Kommandopunkte auf ihren jeweiligen Kommandobrettern schließlich noch auf die Sektoren "Angriff", "Verteidigung", "Bewegung" und "Strategie" - eines der tollen Features, die das Regelwerk bietet. Die Römer verfügten über etwas mehr Punkte, die sie schwerpunktmäßig "Angriff" und "Bewegung" zuordneten, die Pontier legten ihr Übergewicht auf "Verteidigung". Nach diesen Präliminarien begann die Schlacht mit dem ersten Zug der Römer!

(Phase 1)

(Phase 1) Die römische Infanterie im Zentrum marschierte geschlossen nach vorne, lediglich die Plänkler blieben als Reserve zurück. Die leichte Kavallerie auf dem rechten römischen Flügel nutzte ihre hohe Beweglichkeit und schwenkte in einem weiten Bogen aus, um sich in eine Position zu manövrieren, den Pontiern in die Flanke oder gar den Rücken fallen zu können. Auf dem linken römischen Flügel stürmte die vordere Kavallerie-Einheit so rasch wie möglich dem Gegner entgegen, um den Vormarsch von dessen rechtem Flügel frühzeitig aufzuhalten. Die zweite, hintere Einheit Kavallerie hingegen blieb vorerst etwas zurück, was weniger auf Absicht beruhte denn auf mangelhafte Ergebnisse der Manöverwürfel, sich im späteren Verlauf der Schlacht aber noch als günstig erweisen sollte...

Die Pontier bewegten ihre Infanterielinie zunächst in gestaffelter Formation ihren Gegnern entgegen, wobei naturgemäß insbesondere die Bogenschützen bestrebt waren, möglichst rasch in Schussreichweite zu kommen. Ihre Truppen vom rechten Flügel orientierten sich noch weiter nach rechts hin - ausgenommen die Kataphrakten, die ihrer Aufgabe gerecht wurden und geradewegs auf die gegnerische Linie zustürmten! Die Abteilung pontischer Kavallerie auf dem linken Flügel begleitete den Vormarsch der benachbarten Infanterie, orientierte sich dabei aber, mit der Intention einer Umfassungsbewegung, weiter nach außen.

(Phase 2)

(Phase 2) Während der gesamte rechte Flügel der Pontier beim Vormarsch von dem Verband römischer Kavallerie abgefangen und, in leicht konfuser Position, zurückgedrängt wurde, rückte die römische Infanterie im Zentrum weiter stoisch vor. Die Pontier begannen nun auch in ihrem Zentrum, ihre Linie zu schließen. Die pontischen Bogenschützen erwiesen sich wiederholt als nicht erfolgreich und konnten ihrem Ziel, der vis-à-vis stehenden Legion aus erfahrenen Veteranen, keinen Schaden zufügen.

Auf dem römischen rechten Flügel spitzten sich die Ereignisse zu: Die isoliert stehende Einheit der Imitations-Legion der Pontier griff den römischen Auxilia-Verband frontal an, während die pontische Kavallerie gefährlich in Flankenposition zu diesem Auxilia-Verband manövrierte. Die römische leichte Kavallerie galoppierte zwar unterdessen in den Rücken des linken Flügels der Pontier, war in dieser Phase aber noch zu weit entfernt für wirksame Attacken.

Der potenziell gefährlichste Angriff der Pontier aber erfolgte auf das linke Zentrum der Römer: Die Kataphrakten griffen im Beisein des pontischen Generals die unerfahrene Legion an, die ebenfalls von ihrem General begleitet wurde. Im Ergebnis bissen sich die Gegner fest und hielten vorerst die Stellung!

(Phase 3)

(Phase 3) Die beiden kontrahierenden Infanterie-Linien waren jetzt im Zentrum vollständig aufeinander geprallt. Die durchweg erfahreneren Römer behielten in den entbrennenden Kämpfen die Oberhand, zumal die pontischen Bogenschützen wiederholt keinen ernstzunehmenden Schaden anrichten konnten. Schließlich wurde die äußerste Einheit der Imitations-Legionen erfolgreich von der römischen Auxilia zurückgedrängt und musste, ihren Gegnern den Rücken zugewandt, die Flucht nach hinten antreten. Immerhin gelang es der pontischen Kavallerie zugleich, der Auxilia in die Flanke zu fallen.

Auf dem rechten Flügel der Pontier kämpften sich deren Einheiten zwar sukzessive frei, wurden aber nach wie vor von dem einzelnen, isolierten Verband römischer Kavallerie effektiv in Schach gehalten, auch wenn dieser nun langsam zurückgedrängt wurde. Und auch die zweite auf dem römischen linken Flügel stationierte, anfänglich ungewollt zurückgebliebene Kavallerie-Einheit verdiente sich eine Auszeichnung an diesem Tag: Sie ergriff die sich bietende Gelegenheit beim Schopf, schwenkte ein und bereitete eine Attacke gegen die ungeschützte Flanke der pontischen Kataphrakten, die sich im Kampf mit der römischen Legion befand, vor!

(Phase 4)

(Phase 4) Die Endphase der blutigen und an dramatischen Höhepunkten reichen Schlacht. Die Attacke der römischen Kavallerie in die Flanke der Kataphrakten zeitigte Erfolge - die Kataphrakten wurden weit ins rückwärtige Gebiet zurückgedrängt. Zeitgleich trieb die elitäre Legion aus Veteranen die pontischen Bogenschützen, die dieser Wucht nichts entgegenzusetzen hatten, vor sich her in Richtung des Lagers der Pontier. Auch die hinter den Bogenschützen aufgrund mangelnden Manövrierglücks nach wie vor festsitzende Einheit Kataphrakten war davon betroffen.

Auf dem linken römischen Flügel bewährte sich weiterhin die römische Kavallerie gegenüber derjenigen der Pontier sowie der leichten pontischen Kavallerie, welche abermals zurückgedrängt bzw. im Fall der pontischen Kavallerie, sogar in die Flucht geschlagen werden konnten. Die römische Kavallerie hat damit an diesem Schlachtentag ihr Soll wahrlich mehr als übererfüllt! Auf dem linken Flügel der Pontier hingegen gelang der zuvor geflohenen Einheit der Imitations-Legion ein unglaubliches Husarenstück, indem sie sich erfolgreich reorganisierte, einen gekonnten rechtwinkligen Schwenk vollzog und den komplett überraschten Verband römischer leichter Kavallerie frontal attackierte! Die leichte Kavallerie musste daraufhin zurückweichen und floh kurz darauf, nach einem fehlgeschlagenen Versuch, sich zu reorganisieren, vom Schlachtfeld.

Diesem Überraschungserfolg ungeachtet litten die Pontier in dieser Phase der Schlacht nun schon unter vielen unorganisierten (disordered) Einheiten und verkündeten schließlich, die Schlacht angesichts ihrer gegenüber den Römern als zunehmend aussichtslos empfundenen Situation für verloren zu geben und zu kapitulieren. Besonders die Tatsache, dass ihre Kataphrakten auf ihrem rechten Flügel nichts bewirken konnten und jetzt zu allem Unglück auch noch unorganisiert waren, während die zweite Einheit Kataphrakten die ganze Zeit aufgrund mangelnder Manövrierfähigkeit hinter den Bogenschützen festhing, führte letztlich zu dieser Entscheidung. Die Truppenaufstellung der Pontier war in mehrfacher Hinsicht vermutlich nicht optimal verglichen mit derjenigen der Römer, deren General im Übrigen bereits über mehr Erfahrung aufgrund vorangegangener Schlachten verfügte.

Das Aufdecken der Setback- und Disasterkarten, die im Verlauf der Schlacht für Rückschläge und Verluste angesammelt werden und den Moralstatus der jeweiligen Armeen anzeigen, offenbarte, dass rein moralmäßig die pontische Armee bis dato nur unverhältnismäßig mehr angeschlagen war, als die römische Armee. Insbesondere die Disasterkarte mit dem hohen Wert von "5", welche die Römer für den geflohenen Verband leichter Kavallerie kassierten, schlug bei ihnen voll ins Kontor! Eventuell wäre doch noch nicht alles verloren gewesen für das Königreich Pontos...

Die gesammelten Setback- und Disasterkarten der Römer. Die 5er-Karte schmerzt...

(Das System der Setback- und Disasterkarten ist ein weiteres geniales Feature des Regelwerks - normalerweise, wenn eine Seite nicht freiwillig vorzeitig aufgibt, können die Spieler während des Spiels ein Aufdecken der Karten des Gegners verlangen, wenn sie das gute Gefühl haben, die Moral der gegnerischen Armee bereits gebrochen zu haben. Bis zu einem solchen Zeitpunkt hat keiner der Spieler genaue Kenntnis des exakten Moralstatus der Armeen - auch nicht seiner eigenen! -, im Prinzip genauso wie auch ein „echter“ General nur aufgrund der Schlachtentwicklung auf den Zustand der beteiligten Armeen schließen konnte und nicht aufgrund einer penibel geführten Statistik.)

Das Spiel war sehr spannend und dabei zugleich aufgrund der Einfachheit und Nachvollziehbarkeit der Regeln entspannend - eine bessere Kombination ist in meinen Augen bei einem Tabletopspiel nicht denkbar    


Testspiel: Römer vs. Germanen
07.08.2022

Am Sonntag, 7.8.2022, hatte ich ein erstes Testspiel mit meinem Spielefreund Frank. Kurz zusammengefasst (ich denke, ich spreche für uns beide): Es ist ein geniales Regelwerk, wie von TooFatLardies eigentlich auch nicht anders zu erwarten   

Ich hatte noch bei keinem Tabletopspiel so sehr das Gefühl, einer tatsächlichen antiken Schlacht aus der Vogelperspektive beizuwohnen. Dazu trägt natürlich zum einen die Optik der Basen mit dem 2mm-Look bei, aber auch das Regelsystem an sich, das nur "realistische" Bewegungen, wie sie von großen Formationen ausgeführt werden konnten, zulässt. Dass man nichts mit dem Lineal abmessen muss, sondern auf einem (bei meiner Matte) sehr dezent aufgedruckten Raster spielt, trägt auch zur Vereinfachung bei. Wir hatten das Regelwerk zuvor nur ein Mal kurz durchgelesen, und sind trotzdem gut zurecht gekommen. Natürlich mussten wir zwischendurch vieles nachschlagen, konnten die komplette Schlacht aber trotzdem an einem Nachmittag zu Ende spielen.

Für Freunde großtaktisch geführter (antiker) Schlachten absolut empfehlenswert (über die zudem vergleichsweise geringen Anschaffungskosten hatte ich ja an anderer Stelle schon geschrieben). Der Autor Mark Backhouse arbeitet auch schon an zeitlichen und räumlichen Erweiterungen, denn aktuell deckt das Regelwerk bzw. die Armeelisten ja nur den Zeitraum von ca. 100 v. Chr. bis 200 n. Chr. ab (was aber auch schon ausreichend viele Möglichkeiten bietet).

Meine Erwartungen hat das Regelwerk jedenfalls voll erfüllt bzw. eigentlich sogar übertroffen! (Dass meine Römer gegen die Germanen gewonnen haben beeinflusst diese Bewertung nicht   )

Für einen Schlachtbericht hatte ich bei dem Testspiel leider keine Zeit, aber die Schlachten bieten sich auf alle Fälle für zukünftige Berichte an!)