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Kampf um Rom – Byzanz gegen das Ostgotenreich

An dieser Stelle wird die aus fünf Runden bestehende Kampagne, deren ersten drei Runden mit dem Regelwerk DBMM ausgetragen wurden, mit dem Regelwerk "Age of Hannibal" fortgesetzt. AoH hat sich inzwischen zu meinem favorisierten System für antike Feldschlachten entwickelt     Auf das Ausfechten der Kampagne hat dieser Wechsel an sich keine Auswirkungen, da deren Intention vorrangig darin besteht, einzelne Partien inhaltlich miteinander zu verknüpfen und die Schlachtergebnisse auf einer politischen Landkarte darzustellen.

Schlacht an der Aniene (Nebenfluss des Tiber) zwischen der Vorhut der ostgotischen Kavallerie und der byzantinischen Kavallerie unter Belisar, 537 n. Chr.

© Igor Dzis, Ancient Warfare Magazine IV/3, 2010

Zum historischen Hintergrund, den spezifischen Kampagnenregeln sowie dem Verlauf der Kampagne von 535 bis 545 n. Chr. siehe die Ausführungen in der Rubrik DBMM/DBA > Kampagnen > Kampf um Rom.

Nachfolgend möchte ich kurz die Änderungen an den ursprünglichen, für DBMM konzipierten Kampagnenregeln beschreiben, die sich durch den Wechsel zu AoH ergeben. Die Nummerierung entspricht derjenigen der originalen Kampagnenregeln. Die Originalregeln können auch hier noch einmal direkt eingesehen werden.

1. Der Stand der Kampagne wird auf einer Kampagnenkarte vermerkt. Diese Kampagnenkarte zeigt die italienische Halbinsel (inkl. Sizilien und den Alpenregionen), die beherrscht wird vom Ostgotenreich, das in 15 Provinzen gegliedert ist (diese Provinzen sind von den Ostgoten übernommene römische Verwaltungseinheiten).

2. In jeder Kampagnenrunde wird eine Schlacht mit DBMM (240 AP) ausgefochten. Das für die Schlachten erlaubte Gelände ist ausschließlich der Armeeliste der Ostgoten zu entnehmen (Angreifer und Verteidiger werden aber wie üblich ermittelt). Eine Kampagnenrunde entspricht der Zeitdauer von fünf Jahren. Gestartet wird im Jahr 535 n. Chr., in welchem die byzantinische Invasionsarmee in Italien anlandet.

3. Zu Beginn von Runde 1 der Kampagne wird mit einem 15er-Würfel ausgewürfelt, in welcher Provinz die byzantinische Armee anlandet. Sie darf nur in einer Küstenprovinz anlanden; ist das Ergebnis eine Binnenprovinz, wird solange gewürfelt, bis das Ergebnis eine Küstenprovinz ist. Die erste DBMM-Schlacht findet daraufhin in der Provinz statt, in der die Byzantiner anlanden.

4. Nach Beendigung einer DBMM-Schlacht werden die Victory Points (VP) gemäß des DBMM-Regelwerks berechnet. Je nach Höhe der VP wechseln Provinzen auf der Kampagnenkarte den Besitzer, indem sie in der Farbe des jeweiligen Reiches markiert werden ("halbe" (½) Provinzen werden markiert, indem sie schraffiert werden). Die Anzahl an Provinzen, die je nach erzielten VP markiert werden müssen, ist der nebenstehenden Tabelle zu entnehmen.

Hinweis: Die Tabelle ist "unausgeglichen", da die Byzantiner bei gegebener Höhe der VP stets mehr Provinzen erobern können, als die Ostgoten bei gleicher Höhe zurückerobern könnten, und die Byzantiner sogar bei unentschiedenen Schlachten in der Lage sind, Provinzen partiell zu erobern. Dies liegt darin begründet, dass den Ostgoten zu Beginn der Kampagne ja bereits alle Provinzen gehören, wodurch die Byzantiner unterlegene Startbedingungen haben. (Die "historische" Erklärung könnte man darin finden, dass allein die Präsenz einer byzantinischen Armee auf ostgotischem Reichsboden die Herrschaft der Goten unterminiert und ihre Gewalt über die italische Bevölkerung reduziert wird.)

4.1 Gemäß der Tabelle wird zuerst diejenige Provinz als von den Byzantinern erobert markiert, in der die aktuelle Schlacht stattfand. Wird mehr als eine Provinz erobert, werden stets unmittelbar an diese Provinz angrenzende Provinzen markiert, und danach ggf. wiederum an diese Provinzen angrenzende (weil der Einfluss der Byzantiner von der räumlichen Nähe zu ihrer Invasionsarmee abhängt). Ist die Reihenfolge unklar oder gibt es mehrere gleichwertige Möglichkeiten zum Markieren von Provinzen, wird gewürfelt, welche Provinz markiert wird.

4.2 Ebenso wird gemäß der Tabelle zuerst diejenige Provinz als von den Ostgoten zurückerobert markiert, die der Provinz, in der die aktuelle Schlacht stattfand, am nächsten liegt (die Schlachten finden stets in Provinzen, die sich vollständig in ostgotischem Besitz befinden, statt – siehe unten). Wird mehr als eine Provinz zurückerobert, werden stets unmittelbar an diese Provinz angrenzende Provinzen markiert bzw., wenn es keine direkt angrenzende Provinzen gibt, diejenigen, die räumlich am nächsten liegen. Ist die Reihenfolge unklar oder gibt es mehrere gleichwertige Möglichkeiten zum Markieren von Provinzen, wird gewürfelt, welche Provinz markiert wird.

Hinweis: Könnten die Ostgoten nach einem Schlachtensieg gemäß der Tabelle theoretisch mehr Provinzen zurückerobern, als sich zu der Zeit in byzantinischem Besitz befinden (d.h. als die Goten seit Kampagnenbeginn verloren haben), "verfällt" die überschüssige Anzahl zurückeroberter Provinzen in dieser Kampagnenrunde. (Es entsteht den Goten dadurch kein Nachteil, da diese Regel ja nur wirksam wird, wenn die Goten sowieso im Besitz ihres vollständigen Reichsgebiets sind.)

4.3 Provinzen, die nur partiell (½) erobert oder zurückerobert wurden, können ein zweites Mal erst dann wieder markiert werden (und somit vollständig in den Besitz der einen oder anderen Seite übergehen), wenn das DBMM-Schlachtergebnis eine partielle Markierung erlaubt, und auch dann nur, wenn sich keine andere Provinz, die partiell markiert werden könnte, näher an der Provinz, in der die Schlacht stattgefunden hat, befindet.

5. Nach Beendigung einer DBMM-Schlacht und, falls zutreffend, dem Markieren von Provinzen auf der Karte ist die aktuelle Kampagnenrunde beendet. Die neue Runde beginnt damit, dass mit einem 15er-Würfel gewürfelt wird, in welche Provinz die byzantinische Armee als nächstes zieht und wo somit die nächste Schlacht stattfindet. Erlaubte Ziele sind nur Provinzen, die vollständig in ostgotischem Besitz sind (ggf. wird so lange gewürfelt, bis ein legales Ergebnis erzielt wird)!

6. Die Kampagne ist nach fünf Runden im Jahr 555 beendet. Es gibt keine eindeutigen Siegbedingungen - Sieger und Verlierer der Kampagne werden anhand der Anzahl der von den Byzantinern eroberten Provinzen ermittelt. Das Ergebnis der Kampagne wird im Kampagnenbericht einer Interpretation und Bewertung unterzogen.

Originalregeln zuklappen.

Geänderte Kampagnenregeln

Keine Änderung bei den Nummern 1., 3., 4.1, 4.2, 4.3, 5. und 6.

Nummer 2: Die Schlacht wird mit AoH ausgefochten. Das Gelände sollte sich nach der vorwiegenden topografischen Beschaffenheit derjenigen Provinz, in welcher die Schlacht stattfindet, richten. Ansonsten keine Änderung.

Nummer 4: Die Schlacht ist wie bei AoH üblich beendet, wenn die Moral einer Armee auf den Wert 0 sinkt. Je nach Differenz der Moralwerte am Ende der Schlacht wechseln Provinzen auf der Kampagnenkarte den Besitzer, indem sie in der Farbe des jeweiligen Reiches markiert werden ("halbe" (½) Provinzen werden markiert, indem sie schraffiert werden). Die Anzahl an Provinzen, die je nach Differenz der Moralwerte markiert werden müssen, ist der nebenstehenden Tabelle zu entnehmen.

Hinweis: Wie schon in den DBMM-Kampagnenregeln ist auch diese Tabelle leicht "unausgeglichen", da die siegreichen Byzantiner bei gleichem Differenzbetrag stets eine Provinz mehr erobern können, als die siegreichen Ostgoten bei gleichem Betrag zurückerobern könnten. Siehe für weitere Anmerkungen dort.


Kampagnenbericht - Fortsetzung

Runde 4 - 550 n. Chr.

(Zur Erinnerung: Die Berichte über die Runden 1 bis 3 gibt es hier.)

Es sind einige Jahre ins Land gegangen, in denen die Byzantiner zu kaum mehr in der Lage waren, als ihre letzte verbliebene Provinz zu behaupten und sich in Ravenna, wie zuvor schon die ehemaligen ostgotischen Besitzer, faktisch einzumauern. Mangelnde Motivation nach dem großen Rückschritt des Jahres 545 n. Chr., als die byzantinischen Streitkräfte vor Rom vernichtend geschlagen wurden, paarten sich in jenen Jahren mit ausbleibender Unterstützung an materiellen Ressourcen sowie Finanzmitteln aus Konstantinopel.

Auf sich allein gestellt, die Hoffnungen schwindend, entscheidet sich die Generalität der Byzantiner schließlich zu einem überraschenden Zug, um die Lethargie zu durchbrechen: Mit einem strategischen Befreiungsschlag, der die Ostgoten in ihren militärisch weniger stark verteidigten südlichen Regionen auf dem falschen Fuß erwischen soll, landet ein byzantinisches Heer bei Paestum in Nordlukanien. Die Byzantiner bieten die besten Truppen auf, die ihnen noch verbleiben. Die Ostgoten reagieren blitzschnell und ziehen aus allen umliegenden Regionen die Garnisonen zusammen - zu einer unerwartet starken Armee, derjenigen der Byzantiner in nichts nachstehend.

Den Ostgoten gelingt die teilweise Rückeroberung der byzantinischen Besitzungen, lediglich einige Bastionen sowie die Hauptstadt Ravenna können sich behaupten.

In einem weiten Tal bei den südlichen Ausläufern des Appeninmassivs kommt es zur Schlacht. Beide Kontrahenten stellen ihre besten Reitertruppen ins Zentrum, die ungebremst gegeneinander galoppieren. In einem selten gesehenen Gemetzel vernichten sich diese Verbände annähernd gegenseitig; der Blutzoll ist hier und an anderen Schauplätzen der Schlacht extrem hoch. In dem knappen Ringen behalten die Ostgoten unter eigenen entsetzlichen Verlusten letztlich knapp die Oberhand. (Einen Bericht über diese Schlacht, die als Solopartie ausgefochten wurde, gibt es hier.)

Das Heer der Byzantiner ist damit faktisch ausgelöscht. Vor dem vollständigen Zusammenbruch ihrer italienischen Eroberungen rettet die Byzantiner nur der Umstand, dass die Ostgoten sich von der verlustreichen Schlacht ebenfalls einstweilen erholen müssen. Ihre militärische Stärke in den Südprovinzen des Ostgotenreichs stark dezimiert, fürchten sie unter den alten römischen Eliten ein Aufflammen der Opposition gegen ihre Herrschaft, die in diesen Schichten nach all den Jahren mancherorts immer noch als Fremdherrschaft empfunden wird. Immerhin, die ungeschützte Provinz Flaminia geht zu großen Teilen zurück in ostgotischen Besitz, nur einige Bastionen sowie die Hauptstadt Ravenna bleiben uneinnehmbar.

Würden den Byzantinern diese letzten territorialen Reste genügen, um sich zu behaupten? Oder würde es den Ostgoten schließlich gelingen, den Byzantinern den Todesstoß zu versetzen und die Invasoren mit einem letzten entscheidenden Schlag komplett zu verdrängen? Die Frage, ob der justinianische Traum von der Renovatio imperii, die sich vor fünf Jahren noch stellte, ausgeträumt sei, scheint zumindest beantwortet: Aus Sicht Konstantinopels, das sich mittlerweile mit ganz neuen Herausforderungen zu schlagen hat, wird die westliche Expedition vermutlich nicht mehr als eine Fußnote der Historie sein...